Diese Band schafft etwas schier unmögliches, es macht die zweite zur ersten Priorität und bleibt doch die zweite, ein Paradoxon sondergleichen.
Nachdem die drei Jungs, Roger Schnegg, Roman Röthlisberger und Mark Lehmann seit Schulzeiten zusammen musizieren und nach der Bandgründung im 2001 mittlerweile als Studioprojekt auch schon zwei Alben und zwei Singles eingespielt und veröffentlicht haben, diese jeweils noch mit weiblicher Gesangsunterstützung, gehen die drei nun neue Wege und zeigen erstmals vor Publikum Ihr Können.
Obschon ich Roger (Keyboard) nun schon etwas länger kenne, wusste ich bis vor wenigen Monaten nicht von der Existenz dieser Band. Erst kurz nach Ihrem ersten Auftritt am 23. September 2023 bekam ich davon Wind und habe natürlich daraufhin auch etwas im Netz gestöbert und mir die bisherigen Veröffentlichungen zu Gemüte geführt, welche insgesamt eher ruhige Töne anschlagen, musikalisch aber schon sehr solide erscheinen mit teilweise sehr coolen klanglichen Passagen, leicht düstern, oftmals melancholisch mit Tonfolgen die man so nicht alle Tage hört, jedoch sehr eingehend und dunkel-harmonisch, aber halt nicht ganz ideal für eine Live Darbietung, ausser vielleicht als Ambient Beschallung im gemütlichen Rahmen.
Als dann klar war, dass ein zweiter Auftritt erfolgen sollte, war für mich klar,
da muss ich zwingend hin, eben erste Priorität!
Mit dem Wissen, dass die Jungs durchaus was können, aber doch sehr gespannt was
sie live zu bieten haben bin ich am gestrigen Abend nach Langenthal ins Old Capitol
gepilgert und ich muss zugeben, ich war selten so gespannt was mich da erwarten
würde.
In Langenthal angekommen, war dann schon der erste Eindruck ziemlich
einnehmend, obschon die Band noch keinen Ton gespielt, war ich von der
Architektur des ehemaligen Kinos beeindruckt, meiner Meinung nach eine
wunderbare Location welche sich durchaus auch mal für eine Party der düsteren
Art empfehlen könnte.
Das Publikum am Abend, ziemlich gemischt aus schwarz und bunt, irgendwo im
Verhältnis 1:4, wobei der Raumbereich zur Bühne hin, im Verhältnis 10:1 in Schwarz
getaucht war.
Die Band gab an diesem Abend ihr Set von rund 40 Minuten, übrigens ihrem
folgenden Album «2nd Half» entsprechend, zweimal zum Besten, wobei für mich von
vornerein fest stand, dass ich sicher beiden Auftritten beiwohnen wollte, egal
was auch immer mich erwartet.
Dann ziemlich pünktlich um 22 Uhr betrat Roger sichtlich nervös seinen
Arbeitsplatz, ein breites Smile im Gesicht, das trotz dem Versuch dieses zu
verbergen, nicht verschwinden wollte. Nach und nach bezogen auch Roman und Mark
ihre Plätze und stellten alsbald ihr Können unter Beweis.
Ich habe selten dermassen geballte Nervosität auf so kleinem Raum erlebt, welche
insbesondere bei Mark zum Tragen kam, zumal er nicht wie Roman und Roger, diese
über ein Instrument gefiltert an die PA weitergeben konnte. Nicht gerade
hilfreich war zu diesem Zeitpunkt die Abmischung, welche die Instrumente für mein
Empfinden etwas zu sehr in den Hintergrund rückte.
Die Zusammenstellung des Sets hat mich aber absolut überzeugt, so waren zu Beginn
ebenfalls die etwas ruhigeren Songs an der Reihe um dann im zweiten Teil so
richtig aufzudrehen, spätestens ab «Live Is A Race» gab es für mich kein Halten
mehr, ein absolut genialer Song mit hoher Party-Tauglichkeit, jedenfalls den
ausgedehnten Tanzschritten meiner Beine nach zu beurteilen. Als finaler Song
folgte dann noch «Minesweeper», welcher absolut als krönender Abschluss
betrachtet werden kann und ebenfalls ein sehr hohes Party Potential aufweist.
Im zweiten Teil war dann auch die Abmischung bedeutend besser und die Songs wurden
nicht zuletzt dank der sehr gute PA-Anlage, in wunderbarer Weise den Ohren
zugeführt.
Allgemein war dieses Set sehr solide eingespielt, die Songs sehr stimmig abgemischt und zu einem Grossteil fehlerfrei vorgetragen. Gesanglich mochte mich Mark durchaus überzeugen, eine sehr schöne, zu den Songs passende Stimme, welche mit Nuancen durch Halbtöne den Songs eine gewisse Tiefe und Mystik verleihen kann, einzig in einigen Passagen war die Tonlage nicht ganz passend, wobei das gegen Ende des Sets zunehmend besser wurde, was wohl teilweise auch der schon erwähnten Nervosität geschuldet ist. Und, wie ich schon mehrfach erwähnt habe, weist mein Hörorgan da eine Empfindlichkeit auf, welche anscheinend nicht ganz alltäglich ist und so mein Gemotze nicht für den Durchschnittszuhörer zutrifft.
Nach diesem
ersten Eindruck war ich natürlich auf die Darbietung des zweiten Sets gespannt,
das nach einer rund viertelstündigen Pause anstand.
Ja und dieses zweite Set, hat mich dann aber sowas von den Socken gerissen,
waren das wirklich die gleichen Jungs, welche ich vor einer Stunde das erste Mal
Live erlebt hatte und nur so vor Nervosität trieften. Da stand plötzlich eine
Band auf der Bühne, mit einem Selbstbewusstsein, welches an alte Live-Füchse
erinnert. Die anfänglichen Balladen in einer absoluten Präzision zum Besten gaben
und die Freude welche sie am Musizieren haben, an das Publikum weitergeben
konnten. Es kam mir vor als hätte ich eine Zeitreise von mehreren Jahren zwischen
den Sets zurückgelegt und ja, ihr habt mich sowas von abgeholt, tief versunken,
in einem Trance ähnlichen Zustand, der Darbietung folgend und geniessend.
WOW! Sowas habe ich selten bei einem Erstkontakt einer Live Band erlebt!
Absolut verdient forderte das Publikum, lautstark angetrieben durch Romans Mitarbeiter, welche wohl ziemlich geschlossen dem Anlass beiwohnten mit dem Slogan «Mänti frei!» eine Zugabe, welchem die Band in Form von «Live Is A Race» nachkam. Spätestens da habe ich mich in dieses Lied verliebt und ja Jungs, 8. Juni… wäre toll, wenn das klappen würde und ich werde sicher einer der Ersten sein, der sich das neue Album unter den Nagel reisst.
Fazit
YESS!!! Ich bin mir sicher, dass die Band, jedenfalls was das zweite Set betrifft, mich auch absolut mitgerissen hätte, ohne meiner, in diesem Fall wohl leicht vorhandenen, Voreingenommenheit. Da schlummert ein Riesen Potential und ich freue mich sehr auf das was wir von den Jungs hoffentlich auch in Zukunft noch hören werden und nun warte ich ganz ungeduldig auf das Album «2nd Half», welches in der zweiten Sommerhälfte erscheinen sollte. Danke Jungs für diese gelungene Darbietung und ich denke dass ich da nicht einzig bin wenn ich anmerke, ihr habt einen Fan gefunden.
