Spaghetti Western Synth Punk, ist die Bandeigene Umschreibung Ihrer Stilrichtung. Synt-Punk, Wave, Industrial, EBM sind da die Stilrichtungen, welche mir beim Hören Ihrer Musik am ehesten Einfallen. Aber sicher nichts ab Stange, kein Einheitsbrei wie er doch oftmals verbreitet ist. Die Anstalt macht da was neues eigenes Frisches und von daher bin ich mit Spaghetti Western Synth Punk als Genre absolut einverstanden.
Meine erste Begegnung, dies eher zufällig, respektive
mangels vernünftiger Alternativen auf der Hauptbühne, hatte ich mit der Band im X-Tra am schwarzen Ball und seit da, glaube ich wieder an Liebe auf den ersten Blick. Dies in diesem Fall nicht auf eine Person bezogen, obschon Carmen Redeker
(Gesang), alles daransetzte, dass durchaus auch ersteresres ein Gedanke wert war, wobei ich
bei derartiger Power wohl schlicht nicht mithalten könnte. Also lassen wir das.
Es war seit langem etwas vom erfrischendsten, das da dem
Publikum entgegengebracht wurde. Eine Power, welche ich schon längst vergessen
glaubte und nur noch wage von 80er Punk Bands in Erinnerung. Denn nicht
nur Carmen, sondern auch die beiden Jungs, Jakob Fexerherm (Gitarre, Elektronik)
und Emanuele Matti (Bass) legen da eine Frische an den Tag, welche ich schon
längst vergessen glaubte.
So war es für mich dann auch keine Frage, bei Ihrem
Gastspiel, quasi in meinem Vorgarten, dabei zu sein. Die Reitschule in Bern ist
zwar nun nicht grad meine Lieblingslocation, was weniger mit der Architektur
als vielmehr mit der Geschichte dieses Ortes zusammenhängt, da ich die
Ideologie da nicht ganz teilen kann, wobei das ist eine andere Geschichte.
Wenn
aber die Anstalt da aufspielt, bin ich durchaus gewillt, da meine Grundsätze
über Bord zu werfen und diesem Ort eine zweite Chance zu geben. So bin ich dann
am Mittwoch Abend fröhlich nach Bern gepilgert, im Wissen, dass ich da sicher die
eine oder andere Person aus meinem Freundeskreis antreffen werde und zusammen
mit dem Act eine wunderbare Party in der Luft lag, wenn auch mitten in der
Woche, in einer eh schon eher stressigen Zeit, welche mit, für meine
Verhältnisse, etwas wenig Schlafens und Erholungszeit geprägt ist. Aber getreu
nach dem Motto: «Wenn schon denn schon!»
So begab ich mich nach getaner Arbeit in eben besagte
Reithalle, mit dem Versuch, mich auf dem Vorplatz an den Kleindealern
vorbeizuschlängeln was mir aber nur bedingt gelungen und so waren doch zahlreiche Nein! notwendig, wobei dieses Wort wohl in deren Wortschatz
inexistent ist.
Jedenfalls schaffte ich es in den Innenhof und da ich
zeitlich etwas früh unterwegs, war ich doch froh, dass schon eine Handvoll
farblich zu meiner Kleiderwal passende Leute vor Ort waren, so dass ich mich da
beim Warten auf Einlass, nicht ganz so einsam oder deplatziert fühlen musste.
Im Lokal angekommen, war dann der Farbmix wieder etwas
bunter, wobei doch dunklere Farben dominierend und schwarz durchaus gut
vertreten war. Für die Musikalische Unterhaltung vor und nach dem Konzert
sorgte MadBambi, welche für mein Gehör tolles Vinyl mitgeschleppt und so für
ein stimmiges Ambiente sorgte. Die Location selbst hat einen wunderbaren,
industriellen Charm, den ich so nicht erwartet hatte, gefällig, stylisch, cool.
Schon während MadBambis Vorprogramm ist mir zudem aufgefallen, dass die PA sehr passend
auf diese Raumgrösse eingemessen ist, so dass ich mir sicher war, dass auch
nahe der Bühne die Ohren wohlklingend beschallt werden, wodurch ich mir die
Suche nach einem akustisch idealen Standpunkt ersparen konnte.
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk schnallte Emanuele
seinen Bass um und legte damit Jakob und Carmen, auf dem Weg durch das Publikum
zur Bühne, einen wohlklingenden Klangteppich aus. Da angekommen, nachdem auch
Jakob sein Saiteninstrument umgeschnallt und die Elektronik in Gang gesetzt
hat, war kein Halten mehr. Carmen zeigte sofort Ihren frechen, mit wunderbarer
Berliner Schnauze vorgetragenen Gesangscharm und zog das Publikum augenblicklich
in Ihren Bann. Mir wurde ab der herrlich frischen Art, unweigerlich ein Lächeln
aufs Gesicht gezaubert und habe beim Umschauen festgestellt, dass dies wohl so
ziemlich der Allgemeinzustand ist. Stillstehen war per sofort nicht mehr
möglich und alle Probleme dieser Welt schienen wie weggeblasen.
Carmen
vereinnahmte den Ihr zugeteilten Platz auf der Bühne vollumfänglich, tanzend,
springend, hüpfend, kniend, liegend, dazwischen immer wieder mit dem Publikum
kokettierend und dieses insbesondere auch mit Ihren Reizen bezirzend, ohne
dabei auch nur im Geringsten obszön zu wirken. Sie legt dabei die Authentizität
einer rebellierenden Göre aufs Parkett wobei Sie den Gesang mit Ihrer theatralischen
Darbietung unterstrich und mit dickem Ausrufezeichen versah.
Und da der Platz auf der Bühne doch begrenzt, suchte Sie alsbald das Weite,
quer durchs Publikum schlängelnd, um sich auf einem Tisch im hinteren
Raumbereich aufzubauen, dann wieder quer durchs Publikum retour um sich kurze
Zeit später auf eine weitere Exkursion, quer über die Bartheke zu begeben, um
sich auf dieser, singend und verrenkend dem Publikum zu präsentieren.
Leider machte dann dazwischen irgendwann die Technik schlapp, so dass Emanueles
Bass urplötzlich verstummte. Und da die Pannenbehebung doch etwas dauerte,
überbrückte Carmen dies gekonnt mit wunderbarem Small Talk, inklusive Werbung
für das mitgeschleppte Merch, und sorgte während der ganzen Zeit dafür, dass
Sie der Publikumsaufmerksamkeit sicher war. Leider liess sich der Schaden nicht
zu 100% beheben, so musste Emanuele ab da, ohne seine umfangreiche Pedalerie
weitermachen, wodurch seine Stimmung kurz im Sinkflug begriffen, sind doch eben
diese Effekte für Ihn ein zentrales Element. Nun tönte halt der Bass knackig,
frisch, unverfälscht, roh … aber keineswegs falsch. Irgendwie passte das zum
Sound, wenn auch halt die Lieder nicht mehr ganz dem Original entsprachen. Aber
Hei! it’s Live! und da hat solches durchaus seinen Platz und tut der Stimmung
keinen Abbruch. Emanuele zeigte glücklicherweise seinen Ärger höchstens, indem
er sich die Wut von der Seele spielte, was sich aber in keiner Weise negativ
auf das Dargebotene auswirkte, denn Härte und Roheit hat in den Songs durchaus Platz,
wertet diese, Live vorgetragen, sogar auf.
Während zu Beginn des Konzertes noch die etwas sperrigeren Songs überragten,
folgten gegen Ende des Konzertes die etwas Runderen, und luden dadurch noch
vermehrt zum Tanze, obschon auch zuvor der Tanzwut freies Geleit gegeben wurde.
Nun aber wurden die Schritte allgemein ausgelassener und in den vorderen Reihen
machte sich eine Tendenz zum Pogen sichtbar. Und dann beim letzten Song, zuvor
von Carmen so angekündigt, wurden die Schleusen geöffnet und ich gefühlt auf
eine Zeitreise in die 80-er geschickt, irgendwo an einer Wave oder Punk Party,
Pogo in Reinform, wie wunderbar ist das denn! Ein krönender Abschluss eines
einmaligen Konzerts?! zumal Carmen versicherte, dass da nichts mehr kommt, weil
keine weiteren Songs in Petto.
Das Publikum war da aber alles andere als einverstanden und so wurde vehement eine Zugabe, mit einem halt schon gespielten Song gefordert. Carmen, welche rasch auf die Bühne zurückgekehrt, während sich die Jungs in den Hintergrund verzogen, Emanuele wohl immer noch mit einer gewissen Unzufriedenheit über die technischen Hindernisse, war da ziemlich rasch zu Überzeugen. Emanuele brauchte da noch etwas persönliche Zuwendung, bis auch er sich versöhnlich zeigte und den Bass ein weiteres Mal umschnallte, um die Party noch etwas zu verlängern. Das zuvor gespielte Lied wurde nochmals angestimmt und als hätte es keine Pause gegeben, waren nochmals fünf Minuten Pogo angesagt, diesmal noch etwas härter und ausgelassener, so dass ich mir etwas Sorgen um meine Gesundheit machte, zumal doch schon in etwas fortgeschrittenem Alter … aber was solls, rein ins Getümmel und Party! Party! Party!
Das Publikum, das schon während dem gesamten Konzert lautstark
die Darbietung würdigte, legte dann zum Ende noch einen drauf und feierte die
Band absolut verdient.
Die Protagonisten genossen die Zuwendung sichtlich und
bedankten sich auch Ihrerseits herzlich beim Publikum und auch Emanuele, der zwischenzeitlich
doch recht mit seinem Schicksal haderte, machte nun wieder einen versöhnlichen
Eindruck.
Nach dem Konzert mischten sich die Künstler in einmaliger nahbarer Weise unters
Publikum, gaben fleissig Autogramme, insbesondere auf die mitgebrachten
Tonträger und liessen die Party, wieder durch MadBambis wunderbare Beschallung
getragen, ausklingen.
Da eben mitten in der Woche und der nächste Arbeitstag immer näher rückend, zog
ich dann frühzeitig von Dannen, obschon ich da eigentlich noch in sehr guter
Partylaune gewesen wäre, aber zugleich auch von Müdigkeit getrieben, der
Horizontalen entgegenstrebend.
Fazit:
Der Versuch die Band zu beschreiben und die Eindrücke textlich zu verfassen hab ich hiermit unternommen. Ich bin mir aber durchaus im Klaren, dass dies der Band und Ihrer Darbietung in keinster Weise gerecht wird, denn das kann man nicht erklären, erzählen oder was auch immer, die Power an Ihren Konzerten muss man am eigenen Leib erfahren und erleben, etwas Einmaliges, kaum je erlebtes!
Vielen Dank Euch dreien!
Ein grosses Dankeschön geht aber auch an die Veranstalter, welche diesen unvergesslichen Abend ermöglicht haben, ich habe mich doch ziemlich versöhnt mit der Location und werde diese nun sicher wieder vermehrt in meine Planung mit einbeziehen. Dies auch weil mich das Ambiente, und insbesondere die PA doch sehr begeistern konnte, jederzeit sehr präzise tonale Abbildung über das gesamte Frequenz-Spektrum, druckvoll, ohne auch nur im kleinsten überheblich oder zu laut zu wirken. Rundum ein richtig toller Partyabend.
Vielen Dank fürs lesen und hoffentlich bis zum nächsten Mal.

